Nach Hause kommen

Die Adventszeit in Süd-Ost-Asien zu erleben ist wirklich ein ganz neue Erfahrung für mich gewesen. Es hat alles damit angefangen, dass ich am ersten Advent in dem “Christian Life Gospel Center“ bei unserem Wohnkomplex um die Ecke war. Dort wurden Gospels auf Englisch inbrünstig gesungen, untermalt mit einer Band, die mit Technik ohne Ende ausgestattet war. Über Beamer wurden die Liedtexte auf zwei Leinwände projeziert, sodass die Hände frei waren um Jesus anzupreisen. Das Ganze hat mich schon sehr beeindruckt, muss ich ehrlich sagen. So eine Überzeugung und Motivation ist selten in deutschen Kirchen zu erleben. Zu Beginn wurde ich auch gleich gefragt, was ich hier beruflich mache usw. Und ob ich denn nicht öfter kommen wolle. Jedoch konnte mich auch das Geschenk einer Gospel-CD nicht überzeugen meinen Rückflug umzubuchen. Aber ich habe es wirklich genossen!

 

Durch den vorherrschenden Islam in Malaysia ist in der Stadt selbst kaum Weihnachtsschmuck zu sehen. Dagegen sind die westlich orientierten Einkaufszentren quasi überladen mit Plastikbaumen, Lichterketten und Weihnachtsliedern. Ein Beispiel dafür sind die „Sunway Pyramiden“, mit einer Sphings davor. Jeder zweite Laden dort drinnen hat einen Weihnachtsmann am Eingang stehen und es quetschen sich noch mehr Menschen also sonst durch die Passagen habe ich das Gefühl.

 

Klimatisch gesehen ist es mal ist es natürlich nach wie vor um die 30 Grad warm und die Klimaanlagen laufen Tag und Nacht. Da hält sich der Wunsch nach einem heissen Glühwein in Grenzen. Ausserdem werden die Tage wieder länger. Trotzdem geniesse ich nach wie vor das Leben in der Millionenstadt Kuala Lumpur. Am Samstagmorgen beispielsweise zwischen den ganzen 30 Stockwerk hohen Wohnkomplexen in der fünften Etage unter ein paar Palmen ein paar Bahnen im Pool zu schwimmen ist schon etwas ganz besonderes. Vormittags ist dort sehr wenig los und wenn ich dann das Becken manchmal ganz für mich alleine habe, mitten in dieser pusirenden Stadt, das ist irgendwie gigantisch und zugleich zutiefst beruhigend.

 

Unter der Woche kommt manchmal ein ähnliches Gefühl auf, wenn ich als erstes bei uns in der Wohnung aufsetehe. Dann ist in der Regel noch alles dunkel wenn ich mich im Wohnzimmer ans Fenster stelle und den Blick über die scheinbar endlose Stadt schweifen lasse, mit den ganzen funkelden Lichten. In dieser Hinsicht geniesse ich wirklich das Großstadtleben!       

 

Am zweiten Advent machte ich mit Max, Alex und Patrick einen letzten Wochenendtrip auf die Insel Langkawi. Wir buchten bereits Tickets in einer der Billigflugmaschinen am Freitagabend. Nach einer Flugstunde kamen wir auf der fünf mal zehn Kilometer großen Insel an und trafen bereits in der ersten Nacht viele Reisende in den Strandbars. Das war echt cool.

 

Geschlafen haben wir in einem günstigen Motel, 500 Meter entfernt vom Strand. Am nächsten Morgen klingelte bereits früh der Wecker, da wir abgeholt wurden zu einem Bootstrip. Über die Webseite Groupon haben wir Gutscheine dafür bekommen. Mit einem Minitaxi haben wir weitere Touristen bei anderen Hotels abgeholt und sind zum Hafen gefahren. Insgesamt war es eine Gruppe von 15 Personen, überwiegend Asiaten und wir vier Deutschen. Mit einem Schnellboot sind wir zu unserem Ziel gelangt: Eine Segelyacht, auf der wir so viel essen, trinken und Sonne tanken durften wie wir wollten.

 

Leider gab es kaum Wind und wir bewegten uns nur mit dem Motor fort. Die Buchten und kleinen Inseln zwischen denen wir hindurch glitten waren trotzdem sehr beeindruckend! Nun könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen: Wer hatte den ersten Sonnenbrand? Wer lag als erstes seitlich neben der Yacht in einem Netz im Wasser während der Fahrt? Wer hat das erste Bier geöffnet? Wer ist als erstes mit dem Kanu in die Höhlen gepaddelt? Wer ist als erstes auf den Mast geklettert? Natürlich die Deutschen! Wir haben uns zwischendurch schon etwas gewundert, warum die Malaien hier sind und so viel Kleidung am Körper haben. Später haben wir erfahren, dass sie auf keinen Fall noch dunklere Haut bekommen wollen. Der Mensch will irgendwie immer das haben, was nicht schon besitzt. Auch wenn es um die Hautfarbe geht. So logisch das klingt, es ist ein Phänomen. Naja, die anderen Gäste haben sich jedoch sicherlich auch teilweise über uns gewundert. Wir hatten trotzdem viel Spass gemeinsam! Gegen Nachmittag steuerten wir eine Fischfarm an und besichtigten eine Lagune, bevor wir wieder in den Hafen und zurück ins Motel gebracht wurden. Am Abend saßen wir noch gemütlich an einem Feuer am Strand und haben ein bisschen philosophiert. Direkt neben der Strandbar stand ein Weihnachtsbaum. Achja, es ist ja Advent!

 

Am Sonntag mieteten wir uns je einen Roller fuer 8 Euro am Tag. Ok, mit 3 Tankfüllungen waren es 10 Euro. Das haben wir natürlich voll ausgenutzt! Wir sind die Küstenstraße entlanggefahren, sind zu einem Wasserfall gelaufen und den schwarzen Strand gesucht. Dieser war jedoch als solcher leider nicht zu identifizieren. Wie schön es doch ist, wenn der Urlaubsort so nahe am Arbeitsort ist!

 

In der Woche vor dem dritten Advent hatten wir ein letztes großes Ereignis für dieses Jahr in der Firma: Die Inventur im Materiallager. Das bedeutet eigentlich für uns aus dem technischen Büro bereits geordnete und beschriftete Stützen, Träger, Bolzen usw. Zu zählen und ins System einzutragen. Leider gab es bis kurz vor dem Termin noch so viele Lieferungen, dass wir auch damit beschäftigt waren erst mal die Artikelnummern rauszusuchen, Schrauben in Pakete aufzuteilen usw. Das führte dazu, dass wir nicht nur Donnerstag und Freitag, sondern auch den Samstag sowohl in der Sonne als auch im Regen, draußen und teilweise unter einem Dach verbrachten den aktuellen Materialbestand zu überprüfen. Das war teilweise echt nervig aber ich habe dabei auf jeden Fall einige Kollegen noch ein Mal anders kennengelernt!

 

Die Zeit hier verging wirklich schnell und jetzt sitze ich schon fast wieder im Flugzeug nach Deutschland. In den letzten Tagen waren wir abends in einer Bar mit einer Jazz Band, die live gespielt hat (geiles Saxophon!) und hatten eine kleine Weihnachtsfeier in der Firma. Da wurde wieder viel gelacht und wir haben uns natürlich auch rückblickend ausgetauscht, was alles passiert ist.

 

Zusammenfassend kann ich über die letzten drei Monate sagen, dass es sich immer wieder lohnt eine längere Zeit im Ausland zu verbringen! Ich bin froh und dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte in Form eines Praktikums hier bei PERI zu arbeiten und Malaysia kennenzulernen. Durch die im Vergleich zu Deutschland günstigen Preise konnten wir wirklich vieles Erleben! Gleichzeitig habe ich mein Englisch noch ein bisschen verbessert, da insgesamt die Aussprache der Einheimischen näher am britischen oder amerikanischen Englisch dran ist, als zum Beispiel in Nigeria, habe ich das Gefühl.

 

Ich habe festgestellt, dass ich meiner Meinung nach in manchen Dingen doch sehr deutsch bin. Dazu gehört zum Beispiel Organisation im beruflichen und privaten Leben oder der Vorausblick in die Zukunft, denn viele Einheimische  hier nicht haben. Ausserdem habe ich oft das Beduerfnis oft irgendwelche Dinge oder Prozesse zu optimieren. Wenn hier manches nicht so funktioniert wie es eigentlich sein soll, dann kommen die Menschen hier trotzdem gut damit zurecht. Ja, vielleicht ist es manchmal auch einfach ein bisschen Geduld, die mir fehlt. Deswegen und vor allem wegen der Unabhängigkeit was die Fortbewegung angeht freue ich mich schon wieder sehr auf Deutschland. Hier sind wir immer auf ein Taxi angewiesen, das oft im Stau steht oder öffentliche Verkehrsmittel, an die unsere Wohnung oder Buero nur sehr schlecht angebunden sind. Dagegen habe ich zu Hause mein Fahrrad und kann auch mehrere Strecken zu Fuß zurücklegen, was hier einfach nicht möglich ist, da die Stadt dafür nicht gebaut ist. 

 

Vor allem freue ich mich darauf Freunde und Familie in der Heimat, besonders an den Weihnachtsfeiertagen wieder zu sehen. Ich habe zwar viele neue Freundschaften in KL geknüpft aber das ist einfach etwas Anderes. Am Meisten freue ich mich darauf, wieder bei meiner Freundin Lea zu sein, die ich sobald nicht mehr verlassen werde!

 

Heute Abend steige ich, wie so oft, wenn ein neues Kapitel im Leben beginnt, mit einem weinenden und einem lachenden Auge in das Flugzeug. Ich bin froh über die letzten drei Monate, die ich hier erlebet habe, gleichzeitig kann ich es kaum erwaren wieder in Deutschland zu sein!

 

In diesem Sinne wünsche ich euch ein fröhliche und entspannte Weihnachtsfeiertage, bedanke mich noch mal für eure Post, Emails und andere Nachrichten und freue mich darauf euch spätestens im neuen Jahr wieder zu sehen!