Eine andere Welt

Es tut einfach gut, wieder ein Mal für eine längere Zeit die Luft einer anderen Kultur zu schnuppern, unterschiedlichsten Menschen kennen zu lernen und ganz anders klingende Sprachen zu hören. Es macht Spaß sich auf ein Land nicht nur als Tourist einzulassen sondern die nächsten Wochen schon zu planen was in diesem fremden Land noch alles zu entdecken ist. 

Leider hat das ganze Abenteuer nicht sehr erfolgreich begonnen. Am Flughafen wurde mir mitgeteilt, dass mein Pass noch sechs Monate gültig sein muss um das drei monatige Touristenvisum zu bekommen. Das hat mir jedoch niemand davor gesagt und ich habe es auch nicht nachgelesen. Da das in Südafrika zwei Wochen zuvor so unkompliziert geklappt hat ging ich davon aus, dass es in Malaysia auch keine Probleme gibt. Mein Pass ist jedenfalls nur noch vier Monate gültig, daher musste ich den Flug verschieben, einen vorübergehenden Pass am nächsten morgen besorgen und konnte dann erst einen Tag später fliegen. Mit dem neuen Pass hat zum Glück alles geklappt. Das hatte jedoch zur Folge, dass ich vom Flughafen aus direkt ins Büro gebracht wurde und den ersten halben Tag gearbeitet habe.

 

 

Abends bin ich dann mit einer Ex-Kommilitonin Ramona und einem Studenten Max in unser Apartment gefahren. Die Unterkunft liegt etwas außerhalb der Stadt 1,5 Millionen Einwohner Stadt KL, jedoch wohnen hier ca. weitere 4 Millionen im direkten Umkreis auch in vielen Hochhäusern. Die Firma hat für uns eine Dreizimmerwohnung im 11. von 23 Stockwerken gemietet. Von dort aus hat man einen tollen Überblick, wir haben eine eigene Waschmaschine und eine eingerichtete Küche.  Das offene Wohnzimmer und die Schlafzimmer sind ebenfalls möbliert gemietet.

 

Das Wichtigste in den Zimmern jedoch ist die Klimaanlage. Draußen hat es jeden Tag 30C und mehr. Oft ist es bedeckt und die Luft ist schwül, jedoch wenn der Himmel klar ist und die Sonne direkt runter brennt ist es nicht lange draußen auszuhalten. Ich habe mich ja auf das warme Klima gefreut, aber das es so heiß wird hätte ich nicht erwartet. Und das besondere ist, dass diese Temperaturen quasi das ganze Jahr über herrschen. Meistens kühlen wir die Zimmer auf 25C runter um noch ein bisschen Sommergefühl zu haben, im Gegensatz zu den extrem kalten Temperaturen in öffentlichen Gebäuden oder zum Beispiel im Büro.

Mit meinen Kollegen bei PERI Malaysia verstehe ich mich richtig gut. Wir sind ca. 30 Mitarbeiter aus der ganzen Welt: von den Philippinen, aus Südafrika, Malaysia, Frankreich und Deutschland. Daher wird meistens Englisch gesprochen.

 

http://www.perimalaysia.com/en/index.cfm

 

Die Arbeitszeit ist von 8 bis 18 Uhr. Eigentlich wurde mir gesagt, dass es hier nur eine 40-Stunden-Woche von Montag bis Freitag gibt, jedoch arbeiten die Einheimischen vor allem auf der Baustelle wohl länger, oft auch Samstags, daher wurden die Arbeitszeiten allgemein angepasst. Eine weitere interessante Erfahrung ist das Arbeiten Großraumbüro. Die Arbeitsplätze sind nur durch Hüfthohe Trennwände umgeben, sodass ich mich zu Beginn vor allem ziemlich beobachtet gefühlt habe, mittlerweile habe ich mich jedoch schon daran gewöhnt. Außerdem haben wir einen schönen Blick auf einen See. Dieser ist durch eine mit Wasser geflutete Mine entstanden.

 

In dieser Woche helfen Max und ich beim Aufbau und der Betreuung eines PERI-Standes auf einer Ausstellung von Bauunternehmen. Dort werden Schalung und Gerüste präsentiert. Es machst viel Spaß mit den Leuten dort in Kontakt zu kommen, außerdem ist eine willkommene Abwechslung zur Arbeit im BüroJ

 

http://www.oneinternational.com.my/onebuild/

 

Der Verkehr ist in KL ganz eigenartig. Es gibt gigantische Straßenkreuzungen, wie auf dem Bild zum Beispiel zu sehen ist. Das ist eine Auffahrt zur Schnellstraße, wenige Hundert Meter neben unserem Apartment. Die Stadt ist unheimlich schnell gewachsen, entsprechend musste die Infrastruktur angepasst werden. Als kein Platz in der Horizontalen war, wurde weiter in der Vertikalen gebaut. Oft verlaufen drei bis vier Straßen übereinander.

 

Es ist vor allem abends unheimlich viel Verkehr auf den Straßen, aber es wird kaum gehupt und geht ziemlich gesittet zu. Die Verkehrsteilnehmer scheinen da sehr entspannt zu sein, im Gegensatz zu mir. Ich werde da doch schnell ungeduldig, wenn wir von einem Stau in den nächsten Rollen und unser Fahrer immer wieder eine neue Strecke fährt, wahrscheinlich um den Versuch zu wagen, den nächsten Stau zu Umfahren.

 

Das ist auch der Grund warum wir leider unter der Woche wenig Freizeit haben: Der lange Weg zur Arbeit im Zusammenhang mit dem Verkehrsaufkommen. Von der Firma aus bekommen wir ein Taxi bezahlt und brauchen damit auf dem Hinweg zur Arbeit ca. 45 Minuten, auf dem Rückweg kann es jedoch bis zu 90 Minuten dauern, das heißt wir sind oft 12 Stunden am Tag unterwegs. Daran muss ich mich wohl erst noch gewöhnen, dafür sind die Wochenenden zum Glück frei und wir können in der Nähe relativ viel mit Bussen oder Billigflügen erreichen: Sowohl weitere große Städte als auch Strände und landschaftlich interessante Gegenden. Die Planung ist im vollen GangeJ

 

Am letzten Wochenende sind wir mit der Straßenbahn in die Innenstadt von KL gefahren. Die Züge fahren hier auf Gleisen, die wie Brücken über den normalen Straßen verlaufen. Daher gibt es keine Verzögerungen durch Ampeln oder ähnliche Hindernisse. Das ist sehr angenehm. Außerdem Fahren die Züge ohne menschlichen Fahrer. Alles funktioniert automatisch und man kann sich ganz vorne an die Frontscheibe stellen um die Fahrt Umgebung zu beobachten. Das ist echt cool!

Als wir am Samstag in der Stadt ankamen war unser erstes Ziel das Aushängeschild der Stadt: Die Petronas Twin Towers mit Brücke dazwischen. Ein Kollege Korbinian, Max und ich sind fast gleichzeitig angekommen und haben daher alle noch nicht die Sehenswürdigkeiten bestaunt. Die Aussicht von 450 Metern war wirklich beeindruckend, mitten in der Stadt. Anschließend waren wir in der direkt daneben gelegenen Shopping Mall und haben uns in einem Park etwas gesonnt. Es gibt überhaupt viel Grün in der Stadt und es ist ziemlich sauber. Abends haben wir im chinesischen Viertel lecker gegessen und die Bars auskundschaftet.

 

Am folgenden Tag war ich mit Assisi, einem Kollegen aus Malaysia, Ramona und Max in der nationalen Mosche, einem japanischen Tempel und auf dem zentralen Markt. Das war wirklich spannend, die verschiedenen Kulturen zu erleben, wie sie ihre Gotteshäuser anbeten und vor allem schmücken! Für die Mosche waren wir natürlich zu luftig angezogen, daher mussten wir besonders hübsche lila farbene Umhänge tragen! Auf den Märkten gibt es unheimlich viele Produkte auf engstem Raum, handgefertigt oder einfach nur nachgeahmt und um den Preis wird natürlich heftig gehandeltJ

 

Das Essen in KL ist sehr unterschiedlich. Im Supermarkt sind Obst und Gemüse recht günstig, dafür sind Fleisch und Milchprodukte ziemlich teuer. In einem Restaurant mit lokalen Speisen ist es sehr günstig. Daher gehe ich nur für mein morgendliches Müsli einkaufen. Ansonsten gehe ich mittags mit den Kollegen in eine Kantine oder ein Restaurant in der Nähe und abends holen wir uns oft eine Kleinigkeit bei einem Restaurant mit Sitzgelegenheit direkt an einer nicht so dicht befahrenen Straße. Das ist irgendwie ein tolles Flair. Für Gewöhnlich wird dort ein Buffet angeboten, oder frisch zubereitete Gerichte. Teilweist wird sehr scharf gewürzt und immer wieder auch mit Erdnüssen gekocht. Da muss ich aufpassen. Das Stadtartgericht überall ist Reis mit Hühnchen.

 

Wenn wir etwas bestellen oder ansonsten mit Einheimischen sprechen kommen man mit Englisch ziemlich weit. Die malaysische Sprache Bahasa ist wohl sehr leicht zu lernen, da es keine Vergangenheit und Zukunft gibt, außerdem wird nur ein Artikel verwendet, trotzdem verstehen wir eigentlich gar nichts, wenn Bahasa schnell gesprochen wird.

 

Im Gegensatz zur Sprache haben wir uns schnell an die nationale Währung Ringgit gewöhnt. Vier Ringgit entsprechen einem Euro. Das ist schnell umgerechnet und viele Dinge sind gar nicht so teuer, wie sie im ersten Blick aussehenJ

 

Soweit meine ersten Eindrücke aus dem fremden Land. Ich werde euch von weiteren Erfahrungen berichten!