Ostmalaysia

Am Dienstag, den fünften November war der zweite Feiertag während meiner Zeit in Malaysia. Das nahmen wir zum Anlass den Montag als Brückentag frei zu nehmen und über das verlängerte Wochenende auf die Ostinsel Malaysaias zu fliegen. Zuvor jedoch, am letzten Oktoberwochenende fuhren wir mit einem Reisebus auf Penang. Davon will ich zunächst berichten.

 

Vier deutschsprechende Kollegen, Max, Patrick, Korbinian, Alex und ich machten uns am frühen Samstagmorgen auf zum Busbahnhof. Dort erwartete uns ein sehr geräumiger Bus mit sehr komfortablen Sitzen. Auf der vierstündigen Fahrt in Richtung Norden kamen wir an einigen künstlich angepflanzten Palmenwäldern vorbei und ich erfuhr, dass der größte Export Malaysias wohl Palmöl ist. Außerdem war der aufwendig gepflegte Grünstreifen neben der Straße mit kurz geschnittenem Grass und ordentlich terrassierten Hängen sehr auffällig.

 

Die kleine Insel Penang ist mit einer 13 km langen Brücke mit dem Festland verbunden. Darüber zu fahren war wirklich beeindruckend. Wegen des großen Verkehrsaufkommens soll dieses Jahr noch soll eine zweite, 24 km lange (!!!) Brücke eingeweiht werden.

 

Von unserem ebenso günstigen, jedoch eher einfachen Hotel im Vergleich zur Busausstattung, war es nicht weit zum nächsten Sandstrand. Dort genossen wir die immer wieder von Wolken bedeckte Nachmittagssonne, die Wellen und die Palmen. Bei einem Spaziergang an der Küste entlang verwandelte sich der Standstrand nach einigen Hundert Metern in eine Steinküste, die den Waldrand säumte. Auf den Felsen herum zu klettern machte großen Spaß!

 

Nach Einbruch der Dunkelheit schlenderten wir über einen Nachtmarkt am Straßenrand. Es gab immer wieder die gleichen Waren zu sehen: T-Shirts, Uhren, Sonnenbrillen oder Taschen. Typisch für Touristen eben. Zwischendurch wurden an kleinen Imbissbuden verschiedene Gerichte angeboten. Der Klassiker ist hier wie auch in KL Reis mit Hühnchen. Ich frage mich wirklich manchmal woher die ganzen Hühner her kommen. Zum Abschluss des Abends tranken wir ein Bier im Hard Rock Cafe, mit den wahrscheinlich hochwertigsten Autos davor auf der Insel.

 

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Fuß des größten Bergs auf Penang. Ich wollte eigentlich hoch laufen, wurde jedoch von den anderen überstimmt, also fuhren wir mit einer Seilbahn. Oben angekommen war es leider sehr neblig, sodass wir kaum eine Aussicht hatten.

 

Wieder auf Meeresniveau fuhren wir mit einem Taxi in die größte Stadt der Insel, George Town. Unterwegs erfuhren wir, dass die Autos an Sonntagen besonders Rücksicht auf Fahrräder nehmen müssen, da diese am letzten Tag der Woche überall Vorfahrt haben. Das gefiel mir natürlich sehr gut. Und tatsächlich waren wirklich viele Zweiräder unterwegs. Diese Politik sollte im ganzen Land eingeführt werden! Das ist eine Möglichkeit das Autoproblem zu lösen, denn auf Penang zum Beispiel gibt es drei Millionen PKWs, bei 1.5 Millionen Einwohnern!

 

In Georgetown schlenderten wir durch die Straßen des kleinen Indiens, schauten uns eine alte Festung an und kamen immer wieder an einigen Tempelanlagen vorbei. Gegen Nachmittag machten wir uns mit einem Bus wieder auf den Rückweg nach KL. Die Busse sind zwar wirklich mit breiten Sitzen ausgestattet, aber die Pünktlichkeit der Abfahrts- und Ankunftszeiten lassen für uns Deutsche noch etwas zu wünschen übrig. Naja, daran müssen wir uns wohl noch gewöhnen.

 

Unter der Woche ist nicht mehr viel Zeit etwas zu unternehmen, da wir immer erst so spät von der Arbeit nach Hause kommen. Ab und zu jedoch gehen wir auf dem Heimweg zusammen Essen. Eine besondere Erfahrung war zum Beispiel das Restaurant mit dem Namen Steam Boat. Dort gibt es ein großes Buffet mit rohem Fleisch, Fisch und Gemüse. Mit einem Pauschalpreis bezahlt man so viel essen zu können, wie man kann. Auf jedem Tisch stehen ein bis zwei Töpfe mit einer Brühe in der dann die Lebensmittel gekocht werden. Also so ähnlich wie Fondue. Das ist wirklich sehr gesellig in einer solchen Runde zusammen zu sitzen und den Abend zu verbringen.

 

An einem anderen Abend habe ich es mir bei einem Frisör gut gehen lassen. Mit einem Freund bin ich zu einem empfohlenen Salon eines Einheimischen los gezogen. Das war im Vergleich zu Deutschland wirklich noch mal um einiges angenehmer. Zu Beginn wurden mir nicht nur die Haare gewaschen sondern mit wenigen Wassertropfen wurde mir mit Shampoo und viel Gelassenheit die Kopfhaut massiert. Das war wirklich entspannend! Die Frisöse, die auch schon in Singapur und London gearbeitet hat verpasste mir dann eine sehr zufriedenstellende Frisur, in ihrem sauberen und gut ausgeleuchteten Salon. Gerne wieder!

 

Das letzte lange Wochenende verbrachten wir auf der Ostinsel Malaysias. Dieses Mal waren wir nur zu viert unterwegs. Mein Mitbewohner Max und ich verstehen uns sehr gut mit Patrick und Korbinian, zwei Kollegen die fast ebenso lange wie wir in Malaysia sind. Mit der Billigfluglilie AirAsia flogen wir nach Kuching, dem Namen nach die Stadt der Katzen. Im Flugzeug gab es wie erwartet wenig Fußraum und überraschender weise unheimlich viel Wasserdampf.

 

Die Stadt an sich ist recht überschaubar im Gegensatz zu den Wäldern, Stränden und Nationalparks drum herum. Also machten wir uns, nach dem wir unserer Gepäck im Hotel deponiert hatten, auf den Weg zum nächsten Strand. Auffallend war vor allem der wolkenlose Himmel im Vergleich zu Ostmalaysia. Das heißt die Sonne brennt hier um einiges stärker, was wir zunächst unterschätzten. Am nächsten Tag bezahlten wir alle mit einem Sonnenbrand dafür...

 

Zurück in Kuching verspeisten wir unser Abendessen wie die Einheimischen. Auf einer marktplatzähnlichen Fläche auf dem Dach eines Parkhauses mussten wir uns erst mal einen Tisch suchen, das war gar nicht so einfach. Der Farbe der Tischdecke nach war uns einer der Stände, die den Platz umrunden, zugeordnet. Dort konnten wir uns verschiedene Meeresfrüchte und Gemüse aussuchen, die für uns frisch zubereitet wurden. Serviert wurde das Ganze mit jeweils einer Schale voll Reis. Die Speisen wurden nicht pro Person aufgeteilt, sondern einfach auf dem Tisch verteilt und jeder konnte sich nehmen, worauf er Lust hatte. Garnelen wurden geschält, Muscheln geknackt und Fische von Gräten befreit. Die Arbeit wäre mit Gabel und Löffel (Messer gibt es nur ganz selten) viel zu aufwändig gewesen, also benutzten wir unsere Finger, wie unsere Nachbarn. Am Ende sah unser Tisch so ähnlich aus, wie es auch auf einem Ritterfest im Mittelalter ausgesehen haben muss. Das war wirklich lecker und spaßig!

 

Am nächsten Tag fuhren wir zum Bako Nationalpark, der sich auf einer Halbinsel ohne Straßen befindet. Das heißt man kann mit einem Bus bis zu einem Fluss fahren und steigt dann in ein Boot um, dass einen um die Halbe Insel herum fährt zu einem Informationszentrum. Dort bekamen wir eine schlecht kopierte DIN A4 schwarz-weiß Karte auf der Wanderwege dargestellt sein sollten. Wir entschieden uns für einen Weg durch den Dschungel auf dem man Affen sehen soll und zu einem Aussichtspunkt kommt. Es ging über große Wurzeln und Stege durch den unglaublich schwülen Regenwald. Affen bekamen wir zu sehen, jedoch keine Krokodile, dafür frei herumlaufende Wildschweine. Ja, wir waren auch ziemlich überrascht!

 

Auf dem Weg zurück zum Boot wurde uns mal wieder verdeutlicht wie extrem der Unterschied zwischen Ebbe und Flut in wenigen Stunden sein kann. Die Treppe, die Vormittags weit weg vom indischen Ozean war konnte Nachmittags bequem als Steg zum Einsteigen genutzt werden, weil das Wasser um einige Meter gestiegen war, unglaublich!

 

Den Montag verbrachten wir am Damai-Strand. Dort gibt es einige Hotelanlagen, die zur Zeit kaum belegt sind, weil eigentlich Regenzeit ist und damit Nebensaison. Wir hatten bisher wirklich Glück mit dem Wetter, bekamen jedoch die Auswirkungen der Regenzeit durch besonders hohe Wellen zu spüren, wie uns die Einheimischen mitteilten. Das hielt uns natürlich nicht davon ab Ozeankanus auszuleihen und damit gegen die Wellen anzukämpfen. Das war vor allem im Bereich in dem sich die Wellen brechen nicht einfach aber nach einigen Versuchen haben wir es geschafft und sind von einem Wellental ins nächste gepaddelt. Das war echt cool! Am Abend freuten wir uns unglaublich auf eine Süßwasserdusche, aus einer Kokosnussschale. Das Wasser ist einfach ebenso faszinierend wie beeindruckend!

 

Der Tag unserer Abreise begannen wir wie die letzten Tage auch mit dem kleinen aber feinen Frühstücksbuffet des Hotels. Das ist mir mittlerweile wirklich lieber als eine riesige Auswahl und eine damit eher oftmals schlechte Qualität. Anschließend schlenderten wir durch die Innenstadt Kuchings und ein großes Einkaufszentrum, auf dem Weg zum Flughafen.

 

Die erst Hälfte meines Aufenthalts in Malaysia geht somit schon langsam aber sicher zu Ende. Ich bin wirklich froh, dass ich hier einige Gleichgesinnte gefunden habe mit denen ich mich so gut verstehe und wir immer wieder zum Beispiel über technische und philosophische Themen fachsimpeln und diskutieren. Zum Beispiel ist uns aufgefallen dass die Länge eines Tages sich in Malaysia vier mal im Jahr ändert. Die Sonne also früher bzw. später unter- und wieder auf geht. In Deutschland jedoch nur zwei mal im Jahr. Der längste Tag im Sommer und der kürzeste im Winter. Aber warum nur? Wir haben schon verschiedene Diagramme ausgewertet und die Umlaufbahnen im Weltall untersucht, sind jedoch auf keine Lösung gekommen. Falls euch etwas dazu einfällt meldet euch!:)