Unterwasserwelt

In Kuala Lumpur entwickelt sich mehr und mehr ein Alltagsleben. Der lange Weg zur Arbeit ist zwar nach wie vor nervig, wird jedoch verkürzt durch die Nutzung von leichten kleinen technischen Geräten. Fast jeder von uns hat ein Tablet oder Smartphone zum Nachrichten oder Bücher lesen, spielen oder die aufgenommene Sportshow vom Wochenende anzuschauen.

 

Im Büro gibt es viel zu tun, Anfragen für neue Projekte kommen fast schneller als dass sie bearbeitet werden können, sodass immer wieder neue Mitarbeiter eingestellt werden. Die Lautstärke ist im Großraumbüro manchmal etwas anstrengend vor allem mit den Kollegen aus China. Nicht, dass ich etwas gegen diese Menschen hätte, jedoch ist deren Lachen in Form von einem schnellen kichern in den höchsten Tönen manchmal echt nervig, wenn man sich eigentlich konzentrieren will. Das hätte ich selbst nicht gedacht aber verbunden mit einer teilweise extremen sparsamen Einstellung lerne ich einige Kulturen ganz neu kennen.

 

Abends fährt uns ein Taxifahrer wieder nach Hause und versucht dabei irgendwie die größten Staus zu vermeiden. Beim Aussteigen haben wir letzte Woche gesagt bekommen, wir sollen doch die Türen nicht so feste zuschlagen, da diese schon etwas locker geworden sind seit dem wir mitfahren und er es sich nicht leisten kann ein teures deutsches Auto zu fahren. Bei solchen Aussagen muss man natürlich erst mal schmunzeln aber es wird einem doch immer wieder an solchen Kleinigkeiten bewusst wie gut es uns eigentlich in Deutschland geht.

 

An den Wochenenden entdecken wir auch immer weiter Kuala Lumpur, die Hauptstadt Malaysias und deren Umgebung. Wir, eine Gruppe von jungen deutschen Mitarbeitern, unternehmen dabei meistens etwas zusammen. Dazu gehören mein Mitbewohner Max, Patrick, Korbinian mit seiner malaysischen Freundin Emma, Alex aus Russland und Matt aus England.

 

Mitte November sind wir zum Beispiel zu den 15 Kilometer entfernten Batu Höhlen gefahren. Auf einem Vorplatz steht dort eine 40 Meter hohe Statue und dahinter führen 200 Stufen in den Berg hinein mit einigen hinduistischen Tempelanlagen. Im Februar jeden Jahres findet hier ein großes Fest statt mit mehreren Tausend Gläubigen aus der ganzen Welt. Ansonsten sind viele Touristen dort und die gesamte Anlage wird leider wenig gepflegt. Mit den leeren Flaschen am Wegesrand vergnügen sich oftmals Affen, die damit spielen und dadurch begehrte Fotoobjekte darstellen.

 

Samstagabend ist natürlich auch in Südostasien ideal zum ausgehen. In einer Millionenstadt wie KL mit entsprechenden Hochhäusern haben wir es uns dann auch mal gegönnt in eine der Skybars zu gehen. Im obersten Stockwerk zum Beispiel eines Hotels gibt es oftmals eine Bar mit Tanzfläche und Pool daneben, teilweise ohne Dach, mit gigantischer Aussicht auf die nebenstehenden Wolkenkratzer. Die Preise steigen dort proportional mit den Höhenmetern, aber es ist auf jeden Fall ein tolles Erlebnis und lohnt sich für ein oder zwei GetränkeJ

 

Ziemlich zentral gelegen in der Hauptstadt gibt es einen Vergnügungspark mit vielen Wasserrutschen. Diesen Spaß wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Unglücklicherweise waren wir an einem Wochenende dort, an dem auch Familientag war, das heißt mit uns ca. 40.000 Besucher in dem Park. Das ist schon ganz schön viel, wir mussten lange anstehen, hatten jedoch trotzdem viel Spaß und haben fast alles ein mal ausprobiertJ

 

Am letzten Wochenende im November sind wir wieder einmal etwas weiter weg gefahren. Matt hatte Urlaub und Besuch von einer Freundin aus Schweden. Zusammen hatten sie ein Hotel auf der Insel Tioman gebucht und wir restlichen wollten sie für eine Nacht dort besuchen. Die Idee klingt an sich nicht schlecht, jedoch war uns davor nicht so recht bewusst wie lang es wirklich dauert, dort hin zu reisen. Hätten wir das gewusst, hätten wir vielleicht doch die etwas teurere Transportvariante mit dem Flugzeug gewählt.

 

Freitagnacht sind wir mit dem Bus in die Hafenstadt Mersing gefahren. Eine der wenigen Fahrten war natürlich diese, bei der wir pünktlich um 4 Uhr morgens ankamen. Zu der Zeit hatten noch nicht besonders viele Läden geöffnet, in denen wir uns ein Frühstück hätten kaufen können. Also warteten wir erst im Busbahnhof und anschließend am etwas dreckigen Strand auf den Sonnenaufgang und gönnten uns dann frisch gepresste Säfte. Diese gibt es hier wirklich oft und sind sehr lecker!

Wegen der Gehzeiten konnte die Fähre erst um 11.30 Uhr die Leinen los machen und uns auf die Insel bringen. Dort angekommen wurden wir von einem netten Südafrikaner empfangen, der uns zu unserer Unterkunft führte. Das „Suisse Cottage“ ist von einem Schweizer-malaysischen Pärchen vor 20 Jahren aufgebaut worden und seit dem wohl eine der Besten Adressen auf der Insel. Die Buchung war bereits sehr angenehm und unkompliziert, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. Die saubere Hütten direkt am weißen Sandstrand beeindruckten uns schon auf den ersten Blick.

 

Dort angekommen liehen wir uns direkt Taucherbrillen mit Schnorchel aus und erkundeten die beeindruckende klare Unterwasserwelt mit bunten Lebewesen im warmen Ozean. Ich war zwar schon immer gerne tauchen und schwimmen aber so eine faszinierende Vielfalt habe ich noch nie gesehen. Wir hatten eine Unterwasserkamera dabei sodass ihr im Anschluss auch einige der Bilder sehen könnt.

 

Die wenigen Stunden die wir auf der Insel hatten nutzten wir natürlich voll aus und liehen uns in der Abenddämmerung zwei Mopeds. Damit fuhren wir über das sehr begrenzte Straßennetz der 10 Kilometer langen und 5 Kilometer breiten Insel. Wir wechselten uns mit fahren immer ab und hatten einen riesen Spaß.

 

Schließlich strandeten wir wieder in unserer Schweizer Unterkunft und lernten dort zwei Franzosen kennen, eine Tochter mit ihrer Mutter im Urlaub. Matt kam von der anderen Seite der Insel mit seiner Schwedin und einer weiteren Deutschen, Vivienne, die sie kennen gelernt haben. Vivienne ist seit einem Jahr unterwegs in den südlichen Ländern Afrikas,  in Australien und jetzt in Malaysia. Das ist ihr Work and Travel Programm, das sie nach dem Abi macht. Sehr cool, immer wieder solche Leute zu treffen!

 

Eigentlich ist momentan Regenzeit, wobei an diesem Wochenende der Regen uns zum Glück mal wieder verschonte. Manchmal haben wir das Gefühl, dass die Einheimischen nur vorgeben eine Regenzeit zu haben um eine Nebensaison zu rechtfertigen, obwohl es von den Temperaturen her eigentlich kaum Veränderungen gibt. Jedenfalls waren einige Restaurants und Bars geschlossen als wir abends etwas unternehmen wollten. Das hat uns jedoch nicht wirklich gestört, da wir ja auch so eine ziemlich große Gruppe mittlerweile waren. Schließlich haben wir dann eine urgemütliche Bar (mit Hängematte!), wieder direkt am Strand gefunden, in der wir eine super Stimmung gemacht haben. Auf der Karte gab es zwar zur Nebensaison nur ein Gericht (Burger), eine Sorte Bier und einen Cocktail, dafür davon in ausreichender Menge und zu gefährlich günstigen Preisen. Irgendwann kamen auch noch ein paar Musiker dazu die eine Jam Session gestartet haben, bis wir auf den Tischen tanzten, also ein wirklich gelungener Abend!

 

Am nächsten Morgen mussten wir leider schon wieder ziemlich früh raus, zurück auf die Fähre, um den Bus nicht zu verpassen. Mittlerweile können wir fast überall schlafen. Das war wirklich eine lange Reise im Vergleich zu der Zeit, die wir auf der Insel hatten, aber es hat sich gelohnt!

 

In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Adventszeit, von der hier leider nicht allzu viel zu spüren ist. Lasst es euch gut gehen auf den Weihnachtsmärkten!:)